Am 15. September fand die Summer Academy der Plattform Interprofessionalität statt. HIN war vor Ort und diskutierte mit. Zudem erklärte HIN Datenschutzexperte Christian Peter in einem Referat, warum Datenschutz in der interprofessionellen Zusammenarbeit ein wichtiges Thema ist und wie er die Qualität einer Behandlung beeinflusst.
«Die interprofessionelle Bildung in der primären Gesundheitsversorgung», diesem Thema widmete sich die erste Summer Academy der Plattform Interprofessionalität. Es wurden sowohl die Grundprinzipien der Zusammenarbeit in interprofessionellen Teams vermittelt als auch aufgezeigt, wie die Intensität dieser Zusammenarbeit mit dem Komplexitätsgrad der Behandlungssituation des Patienten zunimmt. In einem politischen Round Table diskutierten zudem Ständerätin Marina Carobbio, Luciana Vaccaro (Präsidentin der Kammer Fachhochschulen bei swissuniversities), Mirjam Stauffer (Vertreterin der Plattform Interprofessionalität), Lucas Büsser (Präsident SHAPED) und Elisabeth van Gessel (Vorstandsmitglied SwissIPE).
Datenschutz in der interprofessionellen Zusammenarbeit
Christian Peter, Datenschutzexperte bei HIN, trug mit einem Referat zum Thema Datenschutz in der interprofessionellen Zusammenarbeit zur Summer Academy bei. «Mein Ziel war, dass Leistungserbringende verstehen, wann sie welche Informationen an Behandlungspartner weitergeben dürfen. Ich wollte ihnen eine Hilfestellung für neue Situationen geben», erklärt der Jurist.Jeder Einzelne trägt Verantwortung
Ein solides Datenschutz-Wissen sei für Gesundheitsfach- und Hilfspersonen unabdingbar, so eine wichtige Botschaft des Referats: Einerseits sei im Rahmen des Berufsgeheimnisses jede Person für ihr eigenes Handeln verantwortlich. Verschicke beispielsweise eine MPA im Auftrag ihres Arztes Patientendaten an eine unberechtigte Person, könne sie sich persönlich strafbar machen. Für mindestens ebenso wichtig hält Christian Peter aber einen anderen Faktor: «Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient ist geprägt von Vertrauen. Fehlt dieses, kann es sein, dass der Patient Informationen zurückhält – und dass in der Folge die Behandlungsqualität leidet. Guter Datenschutz ist also ein Teil einer guten Behandlung», erklärte der Datenschutzexperte.« Ich möchte meine Zuhörer sensibilisieren, damit sie sich im Alltag immer wieder die Frage nach dem Datenschutz stellen. »
Christian Peter ist Datenschutzexperte bei HIN. Zudem unterstützt der promovierte Jurist Institutionen des Gesundheitswesens bei allen Fragen des Spital- und Gesundheitsrechts.
Wann dürfen Patientendaten weitergegeben werden?
Gerade in der interprofessionellen Zusammenarbeit sei das Thema Datenschutz wichtig und komplex, erläuterte Christian Peter. Denn Leistungserbringende müssten rechtfertigen, warum sie eine Information über einen Patienten weitergäben, sobald diese das Kernteam der Behandlungspartner verlasse. Das Referat zeigte auf, dass es für eine Weitergabe lediglich drei Gründe gibt:- Einwilligung des Patienten
- Entbindung von der Schweigepflicht durch die zuständige Behörde
- Gesetzliche Regelung
Bei der Einwilligung durch den Patienten werde zudem unterschieden zwischen einer mutmasslichen Einwilligung – beispielsweise bei der Auswertung von Blutproben durch ein externes Labor – und einer expliziten Einwilligung.
Ein ständiges Bewusstsein schaffen
«Aufgrund der recht engen Bindung zu ihren Patienten haben Akteure des Gesundheitswesens in der Regel ein sehr wohlwollendes Verhältnis ihren Patienten gegenüber. Deshalb gehen sie auch sorgsam mit deren Daten um», erklärt Christian Peter. Dennoch gäbe es Situationen im Arbeitsalltag, in denen das Thema Datenschutz leicht vergessen gehe. Als Beispiele nannte der Jurist einen nicht gesperrten Bildschirm in einer Arztpraxis oder ein im Bus geführtes Telefongespräch. «Nur wer sich der Herausforderungen im Alltag jederzeit bewusst ist, kann sich entsprechend verhalten. In meinem Referat wollte ich die Zuhörer deshalb sensibilisieren, damit sie sich immer wieder die Frage nach dem Datenschutz stellen», sagt Christian Peter.« Nicht alle Datenschutz-Herausforderungen lassen sich technisch lösen. Deshalb zählt das Verhalten jedes Mitarbeitenden. »