Bereits im Dezember wollte ich im Interview mit Rainer Mahlknecht wissen, wie die ersten praktischen Erfahrungen mit den Schnelltests im Apotheker-Alltag ausfallen. Er berichtete uns von Herausforderungen und Chancen der Neueinführung. Damit die Ergebnisse der Schnelltests auch sicher ans BAG gemeldet werden können, stellt HIN die elektronischen Identitäten (eID) für die Anmeldung im System. Nun möchte ich vom Projektleiter Coronavirus-Tests des Schweizerischen Apothekerverbands PharmaSuisse wissen, welche Apotheken die Tests mittlerweile ebenfalls anbieten und wie die Prozesse rund um das Testen aussehen.
Janine: In welchen Apotheken können aktuell Corona-Schnelltests durchgeführt werden?Samuel Allemann: Aktuell bieten in der Schweiz über zweihundert Apotheken Corona-Schnelltests an – und es werden laufend mehr. Damit PatientInnen diese einfach ermitteln können, hat pharmaSuisse einen Apothekenfinder aufgeschaltet.
Porträt
Dr. Samuel Allemann ist Apotheker mit Weiterbildung FPH in klinischer Pharmazie. Er ist Fachexperte Adherence & Chronic Care und Projektleiter Coronavirus-Tests beim Schweizerischen Apothekerverband PharmaSuisse.
Welches Potential bieten Schnelltests in Apotheken? Welche Aufgaben werden dabei von den ApothekerInnen übernommen?Die Corona-Schnelltests sind eine gute Möglichkeit, die Testkapazitäten auszuweiten und Spitäler, Arztpraxen und Testcenter zu entlasten. Die Apotheken übernehmen dabei den gesamten Prozess der Aufklärung, Probenentnahme, Analyse, Beratung und Meldung der Resultate im Rahmen der kantonal geregelten Betriebsbewilligung.Wie verändern sich durch die Schnelltests die gewohnten Abläufe in einer Apotheke?Die Schnelltests werden parallel zum normalen Tagesgeschäft durchgeführt. Um das Testen gut in die Abläufe integrieren zu können, müssen die Zeitfenster für die Tests den personellen Ressourcen angepasst werden und umgekehrt. Für die Durchführung wird ein separater Wartebereich sowie ein separater, verschliessbarer Raum benötigt, ausserdem ein umfassendes Schutzkonzept inkl. -ausrüstung. Die Mitarbeitenden müssen kontinuierlich betreffend Testing und Corona-Pandemie allgemein geschult werden. Der administrative Aufwand verlangt nach genauer Planung und Organisation. Nicht zuletzt ist bei der Nachbetreuung der positiven Fälle die Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft essentiell.
Wie haben sich der elektronische Meldeprozess ans BAG und das Generieren und Kommunizieren von Covidcodes bewährt? Was könnte noch verbessert werden?Für die Apotheken ist die Anbindung des Meldesystems an ihre Primärsysteme zentral. Bei gewissen Primärsystemen und Abrechnungsstellen ist der Prozess bereits automatisiert worden. Damit lassen sich beispielsweise doppelte Erfassungen vermeiden. Covidcodes werden heute allerdings noch manuell via Webportal generiert. Optimiert werden könnte die automatische Generierung eines Codes bei einem positiven Ergebnis, und dass dieser sogleich direkt an die getestete Person gesendet wird (via Primärsystem). Auch die weitere Vereinheitlichung und Standardisierung der Schnittstellen ist erstrebenswert. Heute haben wir etwa die Übermittlung einer CSV-Datei per HIN Mail für die Meldung, ein Web-API für die Covidcodes, und geplant ist eine HL7 FHIR Schnittstelle zu myCovidVac.ch für die Impfung.Die Prozesse rund um das Testen und Melden sind ein Beispiel für die fortschreitende Digitalisierung, welche durch die Pandemiesituation beschleunigt wurde. Gibt es weitere Prozesse, die man durch Digitalisierung sicherer und effizienter gestalten könnte?Ja. pharmaSuisse engagiert sich in verschiedenen Projekten, welche die Digitalisierung vorantreiben. So zum Beispiel in der Interprofessionellen Arbeitsgruppe elektronisches Patientendossier (IPAG) der Berufsverbände bei diversen Austauschformaten für die Verbesserung von digitalen Prozessen. Zudem beteiligen wir uns an einer digitalen Transaktionsplattform zur Erstellung und Übermittlung von Laboraufträgen.